Die internationalen Debatten zur Dekolonisierung von musealen Sammlungen finden auch in Österreich ihren Niederschlag. In einem Land, das gemeinhin nicht als „Kolonialmacht“ gesehen wurde, liegt es nun auch an den Museen, den „österreichischen Kolonialismus ohne Kolonien“ (Walter Sauer) sowie die Rolle von österreichischen Museen als strukturelle Verstärker von rassistischen Machtverhältnissen und als Akteure in kolonialen Netzwerken zum Thema zu machen. Der Workshop lenkt den Fokus dabei weniger auf die – zweifellos zentrale – Frage der Restitution, sondern nimmt die vorab zu leistende Erschließungsarbeit von Museen und Archiven in den Blick: Wie können Objekte, die in einem Zusammenhang mit kolonialen Unrechtskontexten stehen, erforscht und gezeigt werden? Und in welcher Sprache wollen wir über sie sprechen?
Ausgehend von Impulsreferaten mit Beispielen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz beschäftigen wir uns im Workshop mit Museumsobjekten aus dem Technischen Museum Wien, die den kolonialen Blick reproduzieren und so diskriminierende Wirkungen entfalten können. Diskutiert werden sollen bestmögliche Lösungen für das Zeigen oder aber das begründete Verbergen solcher Objekte, Archivalien, Bildinhalte und/oder Texte. Als Schlüsselinstrumente eines sensibilisierten und reflektierten Umgangs diskutieren wir antirassistische Schlagwort-Angebote in Museumsdatenbanken, kontextualisierende Beschreibungen in Online-Katalogen oder Ausstellungen und das Potenzial einer Vernetzung der (deutschsprachigen) Museen beziehungsweise die Zusammenarbeit mit außerinstitutionellen Expert*innen und Aktivist*innen.
Mit
Julia Ametsreiter Archivarin, Technisches Museum Wien (AT)
Christine Bartlitz Historikerin und wissenschaftliche Redakteurin, Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) (DE)
Viktoria Calvo-Tomek Digitales Forschungs- und Sammlungsmanagement, Technisches Museum Wien (AT)
Carla Camilleri Leitung Archiv und Bibliothek, Technisches Museum Wien (AT)
Michaela Frauwallner Afrikawissenschafterin, Projektmitarbeiterin am Technischen Museum Wien (AT)
Lucia Halder Wissenschaftliche Referentin für die Fotografische Sammlung, Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln (DE)
Nina Hoechtl Künstlerin und Forscherin, Centro de Investigaciones y Estudios de Género (CIEG)-UNAM (AT/MX)
Céline Hug Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Schweizerisches Nationalmuseum, Landesmuseum Zürich (CH)
Bettina Jernej Archivarin, Technisches Museum Wien (AT)
Minitta Kandlbauer Autorin und Fotografin, Goldegg Training Buch-, Medien- & Verlagsakademie (AT)
Ursula Fatima Kowanda-Yassin Islamforscherin, Projektmitarbeiterin am Technischen Museum Wien (AT)
Gudrun Rath Kulturwissenschaftlerin an der Kunstuniversität Linz, Scholar-in-Residence 2023 am Technischen Museum Wien (AT)
Lukas Scheibenpflug Archivar, Technisches Museum Wien (AT)
Pia Schölnberger Historikerin, Leitung der Kommission für Provenienzforschung und Restitution in den Sammlungen des Bundes am BMKÖS (AT)
Lea Steinkampf Kulturwissenschaftlerin, Museen Stade (DE)
Veranstaltungsleitung:
Martina Griesser-Stermscheg Leiterin des Forschungsinstituts am Technischen Museum Wien (AT)
Eva Tropper Leitungsteam Museumsakademie Joanneum, Graz (A)
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Forschungsinitiative „Koloniale Objekte an österreichischen Bundesmuseen“ – gefördert vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) – statt.
Kosten:
200 €, ermäßigt 150 €*
*Die Ermäßigung gilt für Studierende, Volontär*innen, Arbeitssuchende und Mitarbeiter*innen von Kooperationspartner*innen des laufenden Jahres.
Anmeldung und Info:
Museumsakademie Joanneum
T +43 (0) 664/ 8017-9537
museumsakademie@museum-joanneum.at
Bitte melden Sie sich schriftlich per Mail oder über das Anmeldeformular der Museumsakademie an.